Verkehrswende Witzenhausen

Verkehrswendeinitiative
Witzenhausen

Verkehrswende Witzenhausen

Die Verkehrswende Witzenhausen ist ein offener Zusammenschluss von Initiativen, Organisationen und Personen, der sich für eine nachhaltige Mobilität in Witzenhausen einsetzt. Wir brauchen Alternativen zur Blechlawine und neue Konzepte für einen umweltschonenden Verkehr, um die Lebensqualität zu verbessern. Ein Umdenken ist notwendig.

Aktuelles

Anderer Wind im Rathaus

Lukas Sittel (SPD) hat als Kandidat der Großen Koalition das Rennen in der Witzenhäuser Bürgermeisterwahl gemacht. Er hat sich gegen den parteilosen Amtsinhaber Daniel Herz durchgesetzt. Wir gratulieren ihm und...

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Notwendige Schritte

Die Diskussion über Verkehrspolitik ist in der Stadt angekommen. Die Stimmen im Wahlkampf mehren sich, dass die derzeitigen Ausbaupläne der Bundesstraße 451 am Rande der Innenstadt nicht das Nonplusultra sind....

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Wir sind ein Aktionsbündnis, das sich in der Not zusammengeschlossen hat – weil der Klimawandel immer weiter fortschreitet und insbesondere in der Verkehrspolitik so gut wie gar nicht darauf reagiert wird. Auch in Witzenhausen nicht. Dort soll beispielsweise die Bundesstraße 451 innerorts massiv ausgebaut werden, um den Schwerlastverkehr von der expandierenden Papierfabrik DS-Smith im Gelstertal aufzunehmen.

Diese Planung erscheint uns völlig aus der Zeit gefallen – wird doch überall versucht, den Verkehr in der Stadt zu reduzieren, um den Schadstoffausstoß zu minimieren und weniger Lärm zu haben, weil beides krank macht. Wir denken, dass der Verkehr auch anders geplant werden kann, Mobilität muss nicht mit der Brechstange durchgesetzt werden und muss nicht zulasten der Umwelt gehen. Sie ist ein Grundbedürfnis und kann auch harmonisch im Interesse des Menschen und seiner Umwelt erfolgen.

Ganz konkret wollen wir sofort mehr Platz für Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad, oder im Rollstuhl über der Werrabrücke unterwegs sind. Wir brauchen entweder eine Verbreiterung des historischen Bauwerks oder einen separaten Neubau für Fußgänger*innen und Radler*innen, um die Siedlung am Nordbahnhof und Bischhausen besser an die Kernstadt anzubinden.

Wir setzen uns darüber hinaus für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ein, damit er zu einer Alternative zum Auto wird. Mehr Menschen soll ermöglicht werden, ihr Auto auch mal stehenzulassen und entspannt den Bus oder den Zug zu nehmen. Es braucht gute Konzepte, um den Nahverkehr im Werra-Meißner-Kreis zu etablieren. An einer Weiterentwicklung wollen wir mitwirken.

Niemand von uns ist übrigens gegen die Papierfabrik. Aber der zunehmende Lieferverkehr ist zu einer enormen Belastung für Menschen in Witzenhausen, Wendershausen und Ermschwerd, geworden. Hier braucht es Alternativen. Eine liegt uns quasi zu Füßen: Das ist die brachliegende Gelstertalbahn, die einen Teil des Schwerlastverkehrs aufnehmen könnte. Klingt utopisch? Ist zu teuer? Wir sind uns sicher, dass eine Instandsetzung der Bahn günstiger ist, als ein Ausbau der Bundesstraße. Schließlich ist die Brücke über die Werra noch intakt. Eine Inbetriebnahme wäre ein Meilenstein, um die Industrie im Gelstertal umweltfreundlicher und angenehmer für die Anwohner*innen zu gestalten. Wir werben dafür, dass der Verkehr vielfältiger wird und dass alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt sind. Niemand soll Vorrang haben, niemand an den Rand gedrängt werden. Alle sollen ihren Platz haben und sich wohlfühlen. Dafür ist es zwingend notwendig, dass die Straßen sicherer werden. Ein anderer Verkehr ist möglich. Und das Schöne dabei ist: Mit jedem Schritt dorthin wird die Lebensqualität und der Wohlstand in der Stadt steigen.

Das Haus an der „Ermschwerder Straße“ Ecke „An der Schlagd“ steht im Weg. Daraus macht die Stadtverwaltung keinen Hehl. Wenn das abgerissen werden könnte, würde dort ein weiterer Kreisel entstehen. Richtung Werra soll auf dem angrenzenden Grundstück eine Betonrampe entstehen – damit die Brücke eine entsprechende Höhe hat, um über den Fluss zu setzen. Geplant ist ein mächtiges Bauwerk aus Asphalt, Stahl und Beton. Keine Frage, es wird die Stadt entstellen. Am Ende können wir auf der Werrawiese sitzen, auf einen Betonklotz gucken und sagen: „Ja, woanders gibt es auch hässliche Ecken. Irgendwas muss wohl komplett aus dem Ruder gelaufen sein.“

Was die Stadt in enger Absprache mit dem Land und dem Ingenieurbüro Christoph Henke plant, ist eine Verkehrsführung wie aus den 60er oder 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als die Städte vollends auf den Autoverkehr ausgerichtet wurden. Innerorts soll die Bundesstraße 451 ausgebaut und verbreitert werden, damit sie den Schwerlastverkehr von der Papierfabrik DS Schmith im Industriegebiet Gelstertal aufnehmen kann.

Geradezu irreführend ist die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt: Stets werden nur Teilabschnitte des Ausbaus bekannt gegeben, um das ganze Ausmaß des Vorhabens zu verschleiern. Dabei ist eine Asphaltpiste wie aus einem Guss vom Industriegebiet bis zum Anschluss an die B 80 bei Bischhausen geplant.  

Im Detail soll eine zweite Zufahrt zur expandierenden Papierfabrik gebaut werden, die äußerst umstritten ist, weil sie direkt an Wohnhäusern vorbei führt und Bahnschienen überbaut. Innerorts ist an der Aral-Tankstelle ein großer Kreisel geplant, der auch große Lastwagen aufnehmen kann. Die Straßen „Hinter den Teichhöfen“ und „Schützenstraße“ sollen verbreitert werden; am Diebesturm ist ein weiterer Kreisel vorgesehen.

Für den Schwerlastverkehr wird damit mitten durch die Stadt brachial eine Trasse geschlagen, die die Kernstadt von der Warteberg- und der Ellerbergsiedlung abtrennt. Laut Berechnungen der Planungsbehörde Hessen Mobil werden dann täglich mehr als 1000 Lastwagen durch die Stadt fahren. Das heißt: im Minutentakt. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, wird auf der Bundesstraße keinen Platz mehr haben.

Jetzt mal im Ernst: Wer will denn so etwas?

Unsere Bewegung

Wir sind nicht die einzigen, die auf einen Spurwechsel in der Verkehrspolitik dringen. Mittlerweile gibt es an vielen Orten Menschen, die gegen den Bau neuer Straßen, der Zerstörung von Wäldern und Natur protestieren – und die darauf hinweisen, dass Deutschland so seine selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen wird.

Es gibt Initiativen, mit denen wir uns verbunden fühlen, weil sie auch nach Alternativen suchen und klimaschonende Verkehrskonzepte entwickeln, die nicht nur in den Städten funktionieren, sondern auch in ländlichen Gebieten.