Die Trasse von Eichenberg nach Großalmerode wurde 2001 stillgelegt. Entwidmet ist sie nicht. Fakten geschaffen hat inzwischen der Papierhersteller DS-Smith. Das größte Unternehmen im Industriegebiet hat Teile des Gleises auf...
Die Verkehrswende Witzenhausen ist ein Aktionsbündnis von Initiativen, Organisationen und Personen, das sich für eine nachhaltige Mobilität in Witzenhausen einsetzt. Alle können sich bei uns einbringen und dabei mithelfen, Konzepte für einen umweltschonenden Verkehr zu entwickeln. Unser Engagement: Weniger Lärm und Belastung, mehr Sicherheit und Lebensqualität in Witzenhausen.
Liebe Leute,
auf dem Foto ist das Problem gut zu erkennen: Das langgezogene Industriegebiet mit der großen Papierfabrik von DS-Smith samt angeschlossener Müllverbrennung ist eingekeilt in einem Tal. Es ist nur schlecht ans Verkehrsnetz angebunden.
Als die Papierfabrik 1975 gebaut wurde, war noch ein Gleisanschluss vorhanden; ein Teil des Verkehrs wurde auf der Schiene bewältigt. Doch 2001 hat der letzte Zug das Werk verlassen, und der Transport wurde komplett auf Lastwagen umgestellt. Seitdem sind Witzenhausen und seine Ortsteile Hundelshausen, Ermschwerd und Wendershausen von einem immer massiver werdenden Schwerlastverkehr betroffen. Denn das Werk expandiert seit Jahren.
Die Belastung wird noch einmal stark ansteigen, wenn die Bundesstraße 451 in Witzenhausen verbreitert wird und eine neue Brücke für Lastwagen über die Werra entsteht. Den Verursacher:innen des Verkehrs ist das egal. Sie freuen sich über ihre gute Anbindung in der Mitte der Republik.
Aber wir finden, dass die Unternehmen im Gelstertal eine Verantwortung haben, nach umweltfreundlichen Verkehrswegen zu suchen. Aufgabe der Planungsbehörde Hessen Mobil sollte es sein, bei der Straßenplanung die Belastung der Anwohner:innen angemessen zu berücksichtigen. Auch von der Stadt Witzenhausen verlangen wir, dass sie sich für das Wohlbefinden seiner Bürger:innen einsetzt und nicht ausschließlich für die Belange der Industrieunternehmen. Wir setzen uns für Lösungen ein, die das Miteinander bereichern und nicht zu mehr Lärm, Stickoxide und Stress führen.
Eure Verkehrswende Witzenhausen
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Berlin. Mit dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 verschleudert die Bundesregierung Steuergeld für unwirtschaftliche Projekte beim Straßenbau. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag von der...
Wir sind ein Aktionsbündnis, das sich in der Not zusammengeschlossen hat – weil der Klimawandel immer weiter fortschreitet und insbesondere in der Verkehrspolitik so gut wie gar nicht darauf reagiert wird. Auch in Witzenhausen nicht. Dort soll beispielsweise die Bundesstraße 451 innerorts massiv ausgebaut werden, um den Schwerlastverkehr von der Papierfabrik DS Smith im Gelstertal aufzunehmen. Das lehnen wir ab.
Diese Planung erscheint uns völlig aus der Zeit gefallen – wird doch überall versucht, den Verkehr in der Stadt zu reduzieren, um den Schadstoffausstoß zu minimieren und weniger Lärm zu haben. Beides macht krank. Wir denken, dass der Verkehr auch anders geplant werden kann, Mobilität ist ein Grundbedürfnis, sie muss nicht mit der Brechstange durchgesetzt werden und muss nicht zwangsläufig naturzerstörend sein.
Ganz konkret wollen wir sofort mehr Platz für Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad, oder im Rollstuhl auf der Werrabrücke unterwegs sind. Wir brauchen entweder eine Verbreiterung des historischen Bauwerks oder einen separaten Neubau für Fußgänger*innen und Radler*innen, um die Siedlung am Nordbahnhof und Bischhausen besser an die Kernstadt anzubinden.
Wir setzen uns darüber hinaus für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ein, damit er zu einer Alternative zum Auto wird. Mehr Menschen soll ermöglicht werden, ihr Auto auch mal stehenzulassen und entspannt den Bus oder den Zug zu nehmen. Es braucht gute Konzepte, um den Nahverkehr im Werra-Meißner-Kreis zu etablieren.
Niemand von uns ist übrigens gegen die Papierfabrik. Aber der zunehmende Lieferverkehr ist zu einer enormen Belastung für Menschen in Witzenhausen, Wendershausen und Ermschwerd, geworden. Hier braucht es Alternativen.
Eine liegt uns quasi zu Füßen: Das ist die brachliegende Gelstertalbahn, die einen Teil des Schwerlastverkehrs aufnehmen könnte. Eine Inbetriebnahme wäre ein Meilenstein, um die Industrie im Gelstertal umweltfreundlicher und angenehmer für die Anwohner*innen zu gestalten.
Wir werben dafür, dass der Verkehr vielfältiger wird und dass alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt sind. Niemand soll Vorrang haben, niemand an den Rand gedrängt werden. Alle sollen ihren Platz haben und sich wohlfühlen. Ein anderer Verkehr ist möglich. Und das Schöne dabei ist: Mit jedem Schritt dorthin wird die Lebensqualität und der Wohlstand in der Stadt steigen.
Das Haus an der „Ermschwerder Straße“ Ecke „An der Schlagd“ steht im Weg. Daraus macht die Stadtverwaltung keinen Hehl. Wenn das abgerissen werden würde, könnte dort ein weiterer Kreisel entstehen. Richtung Werra soll auf dem angrenzenden Grundstück eine Betonrampe gebaut werden – damit die Brücke über den Fluss eine entsprechende Höhe hat. Geplant ist ein mächtiges Bauwerk aus Asphalt, Stahl und Beton mit einer Breite von mehr als 13 Metern. Keine Frage, es wird die Stadt entstellen. Am Ende können wir auf der Werrawiese sitzen, auf einen Betonklotz gucken und sagen:
„Ja, woanders gibt es auch hässliche Ecken. Irgendwas muss wohl komplett aus dem Ruder gelaufen sein.“
Was Hessen Mobil in enger Absprache mit der Stadt plant, ist eine Verkehrsführung wie aus den 1960er oder 1970er Jahren, als die Städte vollends auf den Autoverkehr ausgerichtet wurden. Innerorts soll die Bundesstraße 451 ausgebaut und verbreitert werden, damit sie den Schwerlastverkehr von der Papierfabrik DS Schmith im Industriegebiet Gelstertal aufnehmen kann. Der Verkehr wird mitten durch Witzenhausen über die neue Brücke führen, bis zum Anschluss an die B80 bei Bischhausen.
Es soll auch eine zweite Zufahrt zur expandierenden Papierfabrik von DS Smith gebaut werden, die äußerst umstritten ist, weil sie direkt an Wohnhäusern vorbei führt und Bahnschienen überbaut. Innerorts ist an der Aral-Tankstelle ein großer Kreisel geplant, der auch große Lastwagen aufnehmen kann. Die Straßen „Hinter den Teichhöfen“ und „Schützenstraße“ sollen verbreitert werden; am Diebesturm ist ein weiterer Kreisel vorgesehen.
Für den Schwerlastverkehr wird damit mitten durch die Stadt brachial eine Trasse geschlagen, die die Kernstadt von der Warteberg- und der Ellerbergsiedlung abtrennt. Laut Berechnungen der Planungsbehörde Hessen Mobil werden dann täglich mehr als 800 Lastwagen durch die Stadt fahren. Das heißt: im Minutentakt. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, wird auf der Bundesstraße keinen Platz mehr haben.
Jetzt mal im Ernst: Wer will denn so etwas?
Wir sind nicht die einzigen, die auf einen Spurwechsel in der Verkehrspolitik dringen. Mittlerweile gibt es an vielen Orten Menschen, die gegen den Bau neuer Straßen, der Zerstörung von Wäldern und Natur protestieren – und die darauf hinweisen, dass Deutschland so seine selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen wird.
Es gibt Initiativen, mit denen wir uns verbunden fühlen, weil sie auch nach Alternativen suchen und klimaschonende Verkehrskonzepte entwickeln, die nicht nur in den Städten funktionieren, sondern auch in ländlichen Gebieten.