
Bereits im Jahr 2023 hatte die Fraktion der Freien Wähler Gemeinschaft im Bau- und Verkehrsausschuss der Stadt Witzenhausen einen Antrag auf eine Sondersitzung gestellt. Ziel war es, die Machbarkeit einer zusätzlichen Fuß- und Radwegbrücke zu prüfen, die parallel zur bestehenden Brücke flussaufwärts verlaufen sollte. Zwei Jahre später, im Jahr 2025, wurde nun eine Mitteilung vorgelegt, in der erklärt wird, dass das Vorhaben nicht weiterverfolgt werden soll.
Öffentliche Sitzung und Diskussion
Am 18. März 2025 wurde die Mitteilung in einer öffentlichen Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses aufgegriffen. Mitglieder des Aktionsbündnisses Verkehrswende Witzenhausen nahmen an der Sitzung teil und nutzten zu Beginn ihr Rederecht, um die eigene Perspektive
darzulegen.
Grundlage der Diskussion war die vorgelegte Mitteilung, laut der eine Umsetzung der Brücke unter anderem am Denkmalschutz und fehlenden Fördermitteln scheitern würde. Bürgermeister Lukas Sittel führte aus, dass das Denkmalschutzamt einen Mindestabstand von 20 Metern zur bestehenden Brücke fordere. Zudem gebe es derzeit keine Förderprogramme, die das Projekt finanziell unterstützen könnten und eine Kooperation mit Hessen Mobil sei ausgeschlossen, da sie bereits einen Ersatzbau planen.
Diese Darstellung wurde durch das Aktionsbündnis klar hinterfragt. Nach deren eigenen Angaben sei in Gesprächen mit dem Denkmalschutz lediglich die Bedingung geäußert worden, dass eine neue Brücke nicht direkt an die bestehende angebaut werden dürfe. Eine danebenliegende Brücke mit nur 20 Zentimetern Abstand sei genehmigungsfähig – und damit weitaus realistischer umsetzbar, als vom Bürgermeister dargestellt.
Sicherheitslage und politische Einordnung
Ein weiteres zentrales Thema der Diskussion war die aktuelle Sicherheitslage. Die bestehende Brücke ist nicht breit genug, damit Personen einander in entgegengesetzter Richtung begegnen können, ohne die Bordsteinkante zu überschreiten (vgl. Veranschaulichungen unten). Es kommt teilweise vor, dass LKWs diesen schmalen Bereich mitbenutzen. Diese Situation stellt insbesondere für Fußgänger*innen und Radfahrende eine erhebliche Gefahrenquelle dar – zumal es sich bei der Brücke um einen Schulweg handelt.
Silvia Hable betonte in diesem Zusammenhang die Dringlichkeit des Handelns. Die aktuelle Gefahrenlage lasse sich nicht mit dem Anspruch an eine sichere und nachhaltige Verkehrsinfrastruktur vereinbaren – ein Aspekt, der auch im Sinne von „Vision Zero“ im Verkehrssicherheitskonzept 2035
berücksichtigt werden sollte.
Zudem verwies das Aktionsbündnis darauf, dass es sich bei dem Projekt nicht um eine rein kommunale Maßnahme handle. Die Zuständigkeit für eine Brücke in dieser Form liege bei Hessen Mobil als Baulastträger. Die Stadt müsste allerdings den politischen Willen zeigen, entsprechende Forderungen an das Land zu stellen.
Fazit und Ausblick
Trotz inhaltlicher Überschneidungen – etwa mit der SPD, die ebenfalls Handlungsbedarf sieht – bleibt das zentrale Problem bestehen: Ohne finanzielle Förderung wird es kaum eine politische Mehrheit für den Bau der Brücke geben. Damit ist das Projekt von städtischer Seite vorerst auf Eis gelegt, auch wenn aus Sicht des Aktionsbündnisses und weiterer Beteiligter dringender Handlungsbedarf besteht.
Aus diesem Grund haben wir die Notizen zu den untersuchten Fördertöpfen angefragt (siehe Quellen) und werden versuchen, weitere Fördermöglichkeiten zu finden. Des weiteren versuchen wir, Abgeordnete und Entscheidungsträger:innen zu einer Reise nach Frankenberg mitzunehmen und Informationen über deren Herangehensweise zu erhalten.
Veranschaulichungen
Die Zeichnung der Fuß- und Radwegbrücke wurde freundlicherweise durch Michael Beilke erstellt. Die Kartenansicht wurde durch die Verkehrswende Gruppe erstellt. Aus beiden Grafiken kann man erkennen, dass es sich um eine kleine Brücke handelt und dementsprechend auch in 3-5 Jahren realisierbar wäre (vgl. Frankenberg).

Des weiteren wurden Bilder aufgenommen, die zeigen, dass bei einer beidseitigen Überqueerung von Fußgänger:innen der Bürgersteig zu schmal ist. Um einen LKW oder Bus durchzulassen, müssen die Fußgänger:innen ausweichen.


Quellen
Bauausschuss: Antrag, Beschluss und Protokollauszug
Vision Zero: Verkehrssicherheitskonzept 2035
FragDenStaat: untersuchte Fördergelder
Frankenbergs Fuß- und Radwegbrücken: Auszeichnung und bauliche Besonderheiten