Huch, noch eine Brücke

Die neue Brücke soll durch die Wendershäuser Aue führen, die ein Hochwassergebiet ist.

Es kommt Bewegung in die Diskussion um die Verkehrsplanung in Witzenhausen: Der Stadtrat hat auf Anregung der Verwaltung beschlossen, eine weitere Straßenbrücke über die Werra bauen zu lassen. Schon länger gibt es Pläne für eine Querung durch die Wendershäuser Aue. Das Vorhaben soll im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlichen Bedarf“ eingestuft werden. Darin legt die Bundesregierung die künftigen Bauvorhaben fest.

Dafür soll der Trassenverlauf der B451 geändert werden. Sie soll dem Straßenverlauf von Hundelshausen aus folgen und in die Straße „Am Stieg“ nach Wendershausen abbiegen. Außerhalb von Witzenhausen setzt dann der Brückenneubau über die Werra an, und unweit von Unterrieden mündet die Straße in die B27.


Wer sich nun gedacht hat, dass eine solche klassische Ortsumgehung einer Kurskorrektur gleichkommt und dass auf den innerstädtischen Ausbau der B451 verzichtet wird, sieht sich getäuscht. Die Straße soll nämlich zusätzlich kommen. Die Absicht hinter einer solchen Brücke erläuterte der SPD-Abgeordnete Rüdiger Träbing am 21. Mai im Bau- und Verkehrsausschuss: Die Fertigstellung der innerstädtischen Werraquerung und dem damit verbundenen hohen Verkehrsaufkommen in Witzenhausen soll eine Dringlichkeit für die Brücke in der Wendershäuser Aue vermitteln – so die Überlegung der in Witzenhausen regierenden schwarz-roten Koalition.

Eine solche Politik ist unverantwortlich gegenüber den Menschen, die im Werratal leben. Weder die Einwohner:innen in Unterrieden, noch die in Wendershausen oder Witzenhausen sollen unter dem Verkehrsaufkommen und insbesondere unter dem Schwerlastverkehr aus dem Industriegebiet leiden.

Der SPD-Vorsitzende Peter Schill rief der Opposition im Bau- und Verkehrsausschuss zu, dass der Lkw-Verkehr durch die Industrie im Gelstertal nun einmal vorhanden sei und damit umgegangen werden müsse. Abgeordnete der Grünen, der Freien Wählergemeinschaft, der Partei und der Bunten Liste vertreten aber die Auffassung, dass der Güterverkehr auf die Schiene gehöre – zumal seit 20 Jahren die Gelstertalbahn brachliegt, die zum Indutriegebiet führt. Dieser Ansicht ist auch die AG Verkehrswende.

Den Güterverkehr vermehrt über die Bahn abzuwickeln, ist gewiss keine Utopie, wie das konservative Lokalpolitiker oft behaupten. Für einen Umstieg auf die Schiene braucht es vielmehr schlüssige Konzepte, einen Willen von der Politik sowie den Unternehmen gleichermaßen und Investitionen – die aber deutlich geringer ausfallen als bei einem solch umfangreichen Straßenausbau.